Auf dem Bild sind stehend von links nach rechts: Hans, Oswald, Heinrich, Franz, Jakob. Sitzend von links nach rechts: Josef, Jakob sen., Marianne, Thomas.
Dieses Foto wurde bei der Hintertür vom Saler-Haus aufgenommen. Es fehlte hier der neunte und letzte Sprössling, die Paula, die sich damals gerade einer Kropfoperation unterzog. Ihr Foto ist links oben eingeblendet.
Am darauffolgenden Wochenende stand in der Hermagorer Zeitung folgender Beitrag:
Reisach i. G. (90. Geburtstag.) Herr Jakob
O b e r r e s s l vlg. Saler in Reisach beging am
11. November in erstaunlich voller körperlicher
und geistiger Frische seinen 90. Geburtstag.
Trotzdem das Leben ihn hart anfaßte, bewahrte
er bis ins hohe Alter einen ungebrochenen Hu-
mor und eine Schaffenskraft, was ihn über die
schweren Schicksalsschläge in seinem Leben
hinweghalf. Schon am Vorabend ehrten ihn die
Bewohner von Reisach durch ein Ständchen.
Am folgenden Tage erschienen als Gratulanten
und Vertreter seiner Heimatgemeinde Herr
Bürgermeister Huber und als Vertreter der Orts-
bauernschaft Herr Gauobmann Rieder, die ihm
die Glückwünsche der Gemeinde und der Bau-
ernschaft überbrachten. Die Bezirksbauernkam-
mer Kötschach, vertreten durch Herrn Kam-
merobmann Kollmitzer, überbrachte dem Jubi-
lar die Glückwünsche der Bauernschaft des Be-
zirkes und dankte dem Geehrten für seine stets
bewahrte Treue zur Scholle und Heimat.
Wir wohnten damals in Ramingdorf, an der Stadtgrenze zu Steyr, die zugleich die Grenze OÖ.-NÖ. ist. Als mein Vater von der
Geburtstagsfeier in Reisach nach Hause kam, sagte er: "zum 95er fahren wir alle hin". Aber die Zeit geht schnell, und 1959
fuhr Vater auch nicht; er meinte, zum 100. Geburtstag gibt es dann eh ein grosses Familientreffen. So dachten alle Geschwister.
Bei Grossvaters Rüstigkeit schien das nicht vermessen zu sein.
Wie ich später von Oswald erfuhr, hatte der alte Saler einen Leistenbruch, den ihm der Hausarzt gelegentlich einrichten musste. Als dieser einmal auf Urlaub war und der Bruch wieder Schwierigkeiten machte, scheute sich Opa, sich an einen anderen Arzt zu wenden. Da wurde der Bruch brandig. Im Krankenhaus sagten die Ärzte, wenn wir nichts tun, ist das ihr Tod. Wenn wir operieren, besteht in ihrem Alter aber auch ein erhöhtes Risiko. Da meinte der Patient: "operiert wird, g'storbn wird nit!" So war es dann auch.
Einige Tage nach der Entlassung aus dem Krankenhaus aber schlief der Saler in der Wiese hinterm Haus ein, und erwachte erst, als es schon kühl war und der Rekonvaleszent fröstelte. Da stellte sich eine Lungenentzündung ein, und das war das Ende. Drei Monate vor seinem 96. Geburtstag, am 16. 8. 1960, war der Lebensweg von Jakob Oberressl vollendet.