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Die Oberressl-Theuer Saga  (Teil 5)

Losensteinleiten

 
Meine dritte Heimat wurde die Gegend Losensteinleiten, Maria Laah, Wickendorf im Bezirk Steyr, Ober-Österreich. In Losensteinleiten befand sich ein Barackenlager, das nach dem Krieg frei geworden war. Dort siedelten sich Gablonzer an und begannen wieder mit der Herstellung von Waren nach Gablonzer Art.
Mein Vater, der das Gewerbe kannte, schloß sich hier an.  
 
Im Herbst 1946 trat ich in Maria Laah in die Schule ein. Der Schulweg war sehr romantisch. Am Mausoleum der Auersperg vorbei, die steile Pfaffenstiege durch den Wald hinab, über den herrlich mäandernden Bach, der ein Kraftwerk mit seinem Wasser antrieb und schnurstracks hinauf zur Schule.
 
Die Familie Auersperg wohnte damals noch im Schloss und zwei Kinder besuchten ebenfalls die Schule in Maria Laah. Nach ein, zwei Jahren gingen sie nach Amerika. Das Schloss gehört heute einem Orden.  
Die Schlossverwaltung und die Bauern in der Gegend nutzten die Gunst der Stunde und machten alle verfügbaren Räume frei, um sie zu vermieten. Noch ehe der erste Winter kam, zogen wir in den Vierkanter der Familie Blattner in Wickendorf 2. (Mein Schulweg verdoppelte sich dadurch.)  
Als weniger geschäftstüchtig erwies sich die Gemeinde. Als die Gablonzer von der Stadt Enns ein Abgebot erhielten, liess man sie ziehen.  
Eine andere große Gruppe hatte sich in Kremsmünster niedergelassen, wo sich ebenfalls ein leeres Barackenlager befunden hatte. Dort landeten wir aber erst 1956.
Im Sommer 1947 unternahmen mein Vater und ich eine Reise nach Kärnten. Wir besuchten die Familie von Onkel Hans in Kötschach, wo auch Onkel Thomas anwesend war. Den besuchten wir aber zum Abschluss auch noch in Fresach auf 'seinem' Berg. Das Haus schon in Sicht, trat ich, barfuß wie ich war, auf eine Hummel, sadass ich eine Fußsohle wie eine Löschwiege bekam, die höllisch juckte.  
Wir besuchten die Tante Katl die auf der Valentinalm war und Onkel Jakob, der auf der
oberen Valentinalm (Ochsenalm) war. Wir bliebe zwei, drei Nächte und schliefen im Heu. Bei einem Freund meines Vaters, in Würmlach (eigentlich eine Verwandtschaft, der spätere Bundeskanzler Klaus war von dem Haus) verbrachten wir einen Abend, bei dem es hoch her ging.  
Ich griff mit anderen Kindern tüchtig bei Kaiserbirnen, Ringlotten und Zwetschgen zu, sodass mir sehr schlecht wurde.
 

Steyr

 
Meine vierte Heimat wurde Steyr. Im Herbst 1950 kam ich in die Internatsschule im Schloss Voglsang. 1951 übersiedelten meine Eltern nach Ramingdorf am Stadtrand von Steyr. Ich besuchte die Punzerschule in Münichholz und legte den Schulweg zu Fuss oder per Rad zurück.  
 
Im Sommer 1952 verbrachte ich einige Wochen auf der Ploneralm. Ausser dem Ploner Franz war da noch der Wolfgang als Halter. Ausserdem waren anwesend sein Vater Hans, Onkel Thomas und Susi Böhnisch, ein Nachbarmädchen das ich mitgenommen hatte und an die sich der Wolfgang noch besser erinnern kann, als an mich.  
 
1954 war der 90-ste Geburtstag vom Kärtner Großvater.  
 
Ich glaube es war auch 1954 (oder plus-minus 1), dass Onkel Jakob einen Kuraufenthalt in Bad Hall hatte. Wir haben ihn dort besucht und einmal verbrachte er einen Sonntag bei uns in Ramingdorf. "Da lebts ihr aber nit schlecht," meinte er, als er sich vom Braten nahm und erfuhr, daß das so Brauch war.  
 
Im Sommer 1954 erhielten wir Besuch aus Neu Ulm von meinem Cousin Franz, der ältere Sohn von Onkel Franz, dem Lieblingsbruder meiner Mutter. Er wohnte mit seiner Mutter (auch eine Tante Mitzi), seinem Bruder Reinhard und Tant Marie (Tante Lie) zusammen oder doch benachbart. (Die näheren Umstände beschreibt Reinhard Theuer in seinem Buch 'Eigentlich dürfte ich nicht geboren sein').  
 
Der Franzi brachte mir einen Wimpel vom Chiemsee mit, für mein Fahrrad. Er hatte eine neue BMW und nahm mich auf eine Probefahrt. Nach 300 Metern hielt er, und vertraute mir die Maschine an. Er dachte wohl, da ich als Kfz-Mechaniker in der Lehre war, könnte er das ruhig tun. Wenn er gewußt hätte, daß wir in den Steyr-Werken erst einmal zwei Jahre lang eine Grundausbildung durchliefen, ehe wir auf Fahrzeuge losgelassen wurden, wäre er nicht so unbekümmert gewesen. Ich hatte es aber im Blut. Die Maschine hob zwar das Vorderrad beim Anfahren, aber dann ging es wie geschmiert.  
 
So wie schon in Losensteinleiten gab es auch hier viele Kinder. Es kam zur Gründung einer Gruppe der Sudetendeutschen Jugend, der ich beitrat. Wir trafen uns oft in Wels, LInz oder Wien und führten Volkstänze auf. Ausserdem war ich bei den Pfadfindern Steyr III in Münichholz. Wir hatten ein Blockhaus im Wald mit dem Schriftzug WIGWAM aus Rindsknochen an der Frontseite. Das kleine Haus hatte nur einen Raum, in welchem jeder der vier Parouillien ein Eck zugeteilt war. Ich gehörte zu den Sperbern, die waren gleich links, wenn man den Raum betrat. Ebenso wie mit der SDJ fuhren wir öfter auf Zeltlager.  
 

Kremsmünster

 
Am 16. April 1956 übersiedelten wir nach Kremsmünster. Im dem Barackenlager hatte die Gablonzer Genossenschaft fünf Zweifamilienhäuser errichtet. Das erste das fertiggestellt war, konnten wir beziehen. Im ersten Stock wohnte eine Frau Pichler mit Sohn Ferdinand und Tocher Helene. Später zog Frau Lamb mit ihren Töchtern Käthe und Erika ein. Heute gehört es der Familie Wuss. Die Lage des Hauses ist auf dem Bild mit dem Barackenlager (von Franz Kohler) mit einem Pfeil gekennzeichnet. Die anderen vier Häuser standen (stehen) nacheinander die heutige Rankl-Straße aufwärts (marktauswärts).  
 
Im Sommer besuchten uns zum ersten mal Onkel Poldi, Tante Mitzi, der Liebauer Großvater und ein entfernterer Verwandter, den sie Fernand nannten.  
 
Im Sommer 1957 fuhr ich mit meinem Rennrad nach Kärnten. Die Tante Kathl hatte einen Kalender an der Wand, mit einem Bild darauf, das sie mit Bunderkanzler Schärf zeigte, als dieser beim Wahlkampf durch Reisach gekommen war. Bei der Tante Agnes übernachtete ich auf einer Matratze mit Türkenfedern. Zum Abschied gab sie mir noch ein tüchtiges Stück Speck mit. In Kötschach aß ich köstliche Strangilan bei der Tante Mitzi. Ich fuhr an dem Tag noch bis Heiligen Blut und übernachtete in der Jugendherberge, wo ein Holländer Herbergvater war.  
 
Als ich am nächsten Tag über den Großglockner fuhr, brach mir kurz vor dem Fuschertörl das Sattelrohr vom Tretlagergehäuse ab. So konnte ich nur ganz langsam und vorsichtig die Abfahrt nach Bruck Fusch bewerkstelligen. Ich fuhr vorsichtig weiter bis Pfarrwerfen, wo ich in der Burg, wo auch eine Jugendherberge war, übernachtete. Am nächsten Tag fuhr ich noch bis Salzburg, wo gerade die Österreich-Rundfahrt eine Halbetappe einlegte. Nachmittags konnte ich im Schlusswagen bis Ried im Innkreis mitfahren, von wo ich nach Kremsmmünster den Zug nahm.  
 
                           
 
 
 
Dieses Jahr verbrachte ich Weihnachten bei Tante Marianne und Onkel Robert in Kaufbeuren. Im selben Haus wohnte auch deren Tochter Gusti mit ihrem Mann Anton Krause und den Töchtern Erika, Ursula, Gerda und Sigrid. Mit Ulli ging ich in den Wald, da holten wir uns einen Christbaum.  
 
Die anschließenden Tage über den Jahreswechsel, verbrachte ich bei Onkel Poldi (Bruder meiner Mutter) und Tante Mitzi in Neu Ulm. Sie hatten in der Zentralschule die Hausmeisterwohnung. Bei Ihnen wohnte auch der Liebauer Großvater. Im Privathaus im Muthenhölzle hatte inzwischen die Tante Lie ihre Wohnung bezogen. Mit Tante Lie machte ich einen Besuch bei Franzi, der mittlerweile geheiratet hatte. Auch bei Onkel Josef und seiner Tochter Greti machten wir Besuche.  
 
Leider war es so, daß der Poldi mit der ganzen Verwandschaft zerstritten war. Bei uns, er war der jünster Bruder meiner Mutter, war er recht beliebt und er besuchte uns oft in Kremsmünster. Einmal hatte er sein Akkordeon mit und spielte und sang lauthals: "Die Fischerin vom Bodensee ..." bei offenem Fenster. Wenn ich von der Schweiz nach Österreich in die Ferien fuhr, war ich jederzeit willkommen, und für Clemens hat er ein schönes Sparbuch angelegt. Leider wirkte er aber eigentlich wie eine Trennwand zwischen uns und den anderen Theuers. Bedauerlich ist auch, daß er zum Zeitpunkt seines Ablebens, auch mit uns in Unfrieden geraten war.  
 
Vom 1. April bis Ende Dezember war ich in Salzburg beim Bundesheer, einige Monate davon in Solbad Hall auf dem Waffenmeister Kurs. Eines schönen Sonntags nachmittags besuchte ich Onkel Franz in Innsbruck, der dort selbständig sein Schustergewerbe ausübte. Wir fuhren mit der Straßenbahn an den Stadtrand und legten uns auf einer Anhöhen in die Wiese. Das war sein liebstes Sonntagsvergnügen.  
 
 
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